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Innere Patchwork-Familie

Diese Weiterentwicklung des Seiten-Modells nach Dr. Gunther Schmidt dient dazu, das eigene Innere, unsere Gefühls- und Bedürfnis-Verflechtungen, besser kennen zu lernen. Warum agiere ich in manchen Situationen so, wie ich es tue? Welches Bedürfnis steht dahinter? Die „Mitglieder“ der inneren Patchwork-Familie repräsentieren zum größten Teil unsere verschiedensten Bedürfnisse. Einige von Ihnen können aber auch gewisse wiederkehrende Verhaltensmuster repräsentieren, bei denen uns die dahinter stehenden Bedürfnisse noch gar nicht klar sind. Ein paar kleine Beispiele:

Das Anerkennungs-Ich

Das Anerkennungs-Ich möchte genau das: Es möchte, dass wir Anerkennung kriegen. Für das tolle Bild, das wir gemalt haben. Dafür, dass wir einem Mitmenschen geholfen haben. Dafür, dass wir uns so viel Mühe mit unseren Kindern gegeben haben und dafür, dass wir diesen Auftrag unserer Chefin tatsächlich noch vor dem Wochenende erledigt haben.

Verständlich, oder? Schade nur, dass wir nicht immer die Anerkennung kriegen, die wir schön gefunden hätten. Dann ist dieses Familienmitglied ein bisschen traurig. Wenn wir uns dann abends mies fühlen, kann es sich lohnen, sich dieses nicht erfüllte Bedürfnis vor Augen zu führen und dem Anerkennungs-Ich (sprich: sich selbst) als erwachsener Mensch ein bisschen Trost zu spenden.

Unterschiedliche Menschen haben naturgemäß ein unterschiedliches Bedürfnis nach Anerkennung. Vielleicht waren Sie immer ein eher schlechter Schüler? Vielleicht haben Ihre Eltern Sie selten gelobt? Nun, dann schreit Ihr Anerkennungs-Ich vielleicht viel lauter als bei anderen Menschen. Vielleicht ist Ihnen das unangenehm, dann könnten Sie (wie auch schon bei den anderen Familienmitgliedern) hinterfragen, woher denn dieses sehr starke Bedürfnis kommt. Und sich vielleicht auch Schritt für Schritt selbst die Gewissheit geben, dass Sie ein wertvoller Mensch sind, ganz unabhängig davon, was Sie leisten. Vor allem aber gilt auch hier, und auch, wenn dieses Familienmitglied es etwas übertreiben sollte: Ärgern Sie sich nicht über Ihr eigenes Inneres. Jedes unserer Bedürfnisse ist legitim!

Das Bescheidenheits-Ich

Dieses „Familienmitglied haben viele von uns. Es repräsentiert schlicht das Bedürfnis, nicht als Angeber gesehen zu werden. Denn das ist in unserer Gesellschaft ziemlich verpönt. Die meisten von uns haben ein starkes Bedürfnis, ein netter, bescheidener Mensch zu sein. Hier wird es spannend: Dieser Teil unserer Persönlichkeit kommt mit dem oben beschriebenen Anerkennungs-Ich leider überhaupt nicht aus. Konkret bedeutet dies: hat jemand beide Anteile in seiner Persönlichkeit und gerät in eine Situation, in der er mit anderen zusammen etwas erarbeitet, kann es ihm passieren, dass er sich enorm unwohl fühlt – weil in ihm zwei gegenläufige Bedürfnisse rumoren, die er nicht beide zur gleichen Zeit befriedigen kann!

Diese Dissonanz zwischen dem Bescheidenheits-Ich und dem Anerkennungs-ich macht deutlich, wie hilfreich die Methode der inneren Patchwork-Family ist, wenn es darum geht, sich selbst besser kennenzulernen und mit der Umwelt besser klarzukommen.

Es gibt aber noch eine ganze Menge mehr mögliche „Familienmitglieder“. Jeder von uns hat seine ganz eigene Zusammenstellung. Hier noch ein weiteres, recht verbreitetes Beispiel:

Das Helfer-Ich

Dieses Familienmitglied kümmert sich gern um Andere. Wir müssen dafür noch nicht mal von Beruf Krankenschwester sein –  es ist einfach schön, anderen mal einen Gefallen zu tun. Sei es, dass es uns die Hoffnung verleiht, dass der Andere dann auch mal für mich da sein wird, sei es, dass es sich einfach gut anfühlt, ein netter Mensch zu sein. Beim Umzug helfen? Klar, warum nicht. Mal für jemanden was nähen, weil der´s nicht kann, ich aber schon? Okay – gern. Im Auge behalten sollten wir nur, dass dieses Familienmitglied schnell schon mal übertreibt, und zwar in zwei mögliche Richtungen. Bei der ersten hört das Helfen einfach auf, freiwillig zu sein und das Helfer-Ich sagt ziemlich laut „du musst!“ in unser Ohr. Das könnte zum Beispiel auf ganz natürliche Weise passieren, wenn wir die oder der Erste an einem Unfallort mit Verletzten sind. Haben wir vielleicht Lust, uns blutende Wunden anzusehen? Oder überhaupt dabei zu sein, wenn Andere leiden? Neee. Aber wir haben das Gefühl, dass wir jetzt mal gerade keine Wahl haben. Und das ist auch gut so. Ähnlich mögen wir empfinden, wenn ein naher Verwandter pflegebedürftig ist. Auch dann ist uns eine Verpflichtung zu helfen ganz naheliegend. Das ist auch alles okay so weit – vorausgesetzt, wir vergessen dabei nicht uns selbst und unsere Bedürfnisse. Wie so oft gilt auch hier: Haben wir das Gefühl, dass wir etwas müssen, sollte uns das grundsätzlich verdächtig vorkommen. Meistens müssen wir nämlich gar nichts!

Jeder Mensch hat ein ganz individuelles Set aus solchen „Familienmitgliedern“, also Persönlichkeitsanteilen. Es können über zwanzig Stück sein, aber keine Angst: je mehr davon wir an uns kennenlernen, desto besser lernen wir uns selbst kennen und verstehen.

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